21.10.2022 - 31.10.2022
Unsere Herbstreise 2022 (1.144 km)
Schon lange hatten wir den Plan, im Rahmen einer unserer Reisen auch einmal den Harz zu bereisen. Natürlich hatten wir die Idee, dann auch den Brocken zu "erstürmen".
So machten wir uns im Rahmen unserer diesjährigen Herbstreise auf den Weg in die Mitte Deutschlands. Am späten Nachmittag des 21.10.2022 ging unsere Reise los. Erstes Etappenziel sollte Hann. Münden sein. Nicht nur weil sich dort am Weserstein Werra und Fulda zur Weser vereinen war Hann. Münden unser Ziel. Auch die mit Fachwerkhäusern gespickte historische Altstadt lockte uns.
Zu später Stunde erreichten wir Hann. Münden. Auf dem dortigen Wohnmobilstellplatz am Weserstein fanden wir auch noch ein Plätzchen für die Nacht.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gingen wir auf Erkundungstour. Tatsächlich besteht die Altstadt nahezu vollständig aus Fachwerkhäusern. Leider liegt auch die Stadt Hann. Münden im Trend der Zeit: Viele Ladengeschäfte standen leer. Der Einzelhandel hat auch hier anscheinend kaum eine Chance gegen den Internethandel.
Nach unserem Streifzug durch Hann. Münden machten wir uns auf den Weg in die ca. 30 Kilometer entfernte Universitätsstadt Göttingen. Der dortige Stellplatz war allerdings vollständig besetzt. So blieb uns nichts anderes übrig, als einen anderen Platz zu suchen. Fündig wurden wir in einer Anliegerstraße am Rande des Stadtfriedhofs. Wie man sich vorstellen kann, war es dort dann auch recht ruhig...
Da wir den Tag noch nutzen wollten, machten wir uns noch auf den Fußmarsch in die Göttinger Innenstadt. Auch hier trafen wir auf viele Fachwerkbauten - wenn auch nicht in der Dichte wie zum Beispiel in Hann. Münden.
Während unserer Stadtbesichtigung fing es doch tatsächlich an zu regnen - bis auf ein paar Tropfen, die wir später in Goslar abbekommen sollten, der einzige Niederschlag, den wir tagsüber erleben sollten. Wir entzogen uns dem Regen, indem wir uns in eine Eisdiele zurückzogen und ein Eis bzw. einen Latte Macciato genossen.
Für den nächsten Tag hatten wir ein Treffen mit unseren Freunden Ellen und Günther vereinbart. In Goslar - am Nordrand des Harzes - wollten wir uns treffen. Auf dem Weg von Göttingen aus dorthin machten wir noch Halt in Osterode am Harz und in Clausthal-Zellerfeld.
Osterode wirkte wie ausgestorben. Die kleine Fußgängerzone, in der auch zahlreiche Fachwerkhäuser zu bewundern waren, wirkte wie ausgestorben.
Nach einem kleinen Rundgang durch die Innenstadt und einer Wanderung zur Burgruine "Alte Burg" oberhalb des Friedhofs machten wir uns weiter auf den Weg in Richtung Goslar. Auf der Strecke lag dann auch Clausthal-Zellerfeld. Auch hier machten wir Halt, um die wunderschöne Holzkirche zu besichtigen, die in Deuschland ziemlich einmalig ist. Sie ist die größte Holzkirche in Deuschland.
Auch die Bauweise der Häuser in Clausthal-Zellerfeld unterscheidet sich von der in den anderen bekannten Orten im Harz. Nicht Fachwerkhäuser dominieren das Stadtbild sondern bunte Holzhäuser. Kein anderer von uns bereister Ort ist vergleichbar.
Am Nachmittag trudelten wir dann in Goslar ein. Ellen und Günther erwarteten uns bereits auf dem Wohnmobilstellplatz in der Berta-von-Suttner-Straße. Da der Tag noch verhältnismäßig jung war, einigten wir uns darauf, die Innenstadt noch zu erkunden. Auch Goslar genießt den Ruf, mit seiner historischen Innenstadt glänzen zu können. Tatsächlich gingen wir durch wunderschöne Gassen und sahen einige sehr schöne historische Gebäude. Höhepunkt - im wahrsten Sinne des Wortes - war die Besteigung des Kirchturms der Marktkirche St. Cosmas und Damian. Von der Aussichtsplattform aus hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf das Umland. Auch die am Rande Goslars gelegene Reichsburg konnten wir erspähen. Natürlich nahmen wir auch noch den kurzen Fußweg zu eben dieser Reichsburg in Angriff.
Abends gönnten wir uns dann noch ein gemeinsames Essen mit Ellen und Günther in der empfehlenswerten Pizzeria "Pizza Plaza". Dort besprachen noch das Programm für den nächsten Tag, an dem die Fahrt mit der Brocken-Bahn auf den höchsten Gipfel Norddeutschlands geplant war.
Während Ellen und Günther gerne die Strecke ab Wernigerode mit der Bahn fahren wollten, hatten wir den Plan, mit dem WoMo bis nach Drei Annen Hohen zu fahren und dort zuzusteigen. Wir wollten den Rückweg vom Brocken zum WoMo gerne zu Fuß zurücklegen. Bis Wernigerode wäre der Weg doch zu lang gewesen, deshalb starteten wir unsere Eisenbahnfahrt am Bahnhof Drei Annen Hohne.
Die Fahrt mirt dem historischen Zug war einerseits beeindruckend, andererseits aber auch bedrückend. Große Waldflächen sind zerstört - Folgen des Klimawandels und der daraus resultierenden Anfälligkeit der Bäume für Schädlinge. Auffallend auch die vielen verbrannten Bäume neben der Bahntrasse.
Oben angekommen, wurden von von einem kräftigen und kühlen - man könnte auch lelten Wind in Empfang genommen. Die sonst so gerühmte Aussicht machte sich rar. Dicke Wolken umhüllten immer wieder den Gipfel. Wie wir später von Ellen und Günther erfuhren, besserte sich die Sicht allerdings, nachdem wir bereits auf dem Fußmarsch Richtung Drei Annen Hohne waren.
Wie der Zufall es wollte, traf just in dem Moment, als wir den Bahnhof errichten, auch der Zug mit Ellen und Günther dort ein. Da sie noch gut eine Stunde auf den Anschlusszug nach Wernigerode warten mussten, nutzen wir die gemeinsame Zeit noch, um im Hotel "Der Kräuterhof" einen Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen.
Danach trennten unsere Wege sich wieder. Weil Ellen und Günther den Folgetag noch für die Besichtigung Wernigerodes nutzen wollten und wir aber eine Wanderung durch die Klusfelsen südlich von Halberstadt bevorzugten, fuhren wir zuerst weiter nach Blankenburg (Harz). Der dortige Stellplatz sollte unser Quartier für die Nacht sein.
Nachdem wir dort Stellung bezogen hatten, stellten wir allerdings fest, dass es dort sehr unruhig war. Schnell fassten wir den Entschluss, noch einmal den Standort zu wechseln. So fuhren wir noch am späten Abend weiter zum Parkplatz Klusfelsen im Süden Halberstadts. Dort standen wir deutlich besser und verbrachten eine ruhige Nacht. Ein weiterer Vorteil: Am nächsten Morgen mussten wir uns keinen Parkplatz mehr organisieren, sondern konnten gleich vom Frühstückstisch aus die geplante Wanderung beginnen.
Judith hatte im Internet einen Rundwanderweg gefunden. Auf dem Weg lagen einige markante Felsen der Klusberge. Bei den Klusfelsen handelt es sich um Sandsteinfelsen, die sich zum Teil in bizarren Formationen präsentieren. In früheren Zeiten wurden teilweise ganze Höhlensysteme in das weiche Gestein getrieben.
Nach der Wanderung hieß es dann Abschied nehmen von der Harzregion. Das nächste Ziel sollte die Residenzstadt Celle sein. Wir wählten den Weg über die Landstraße, auch wenn es unserem Navigationsgerät anfangs überhaupt nicht gefiel. Über Wolfenbüttel und Braunschweig gelangten wir nach Celle. Beim Reisemobil-Center im Ortsteil Altencelle hatten wir im vergangenen Jahr unser wunderbares Wohnmobil erworben. Bis heute haben wir es wirklich keine Sekunde bereut.
In Celle gibt es einen großen und modernen Wohnmobilstellplatz. Natürlich hofften wir, dort noch ein freies Plätzchen für unser WoMo zu finden. Bei unserer Ankunft verteilte die Platzwartin gerade die letzten freien Plätze. Wir hatten Glück – auch wenn es sich nicht um einen Platz auf dem Hauptplatz handelte. Uns wurde aber die Option angeboten, am nächsten Morgen – nach dem Aufbruch der ersten Gäste – uns einen freien Platz auf dem eigentlichen Stellplatz zu suchen. So machten wir es auch.
Selbstverständlich hatten wir auch unsere Rennräder an Bord. Bislang kamen sie noch nicht zum Einsatz. Nun aber wollten wir sie für eine Tour in das etwa 40 Kilometer entfernte Hannover nutzen. Ausschlafen, fertigmachen, losfahren. Die recht flache Strecke ließ sich gut fahren. Wie nicht anders zu erwarten, konnten wir den gesamten Weg auf Radwegen zurücklegen. In Hannover angekommen, schauten wir uns die Innenstadt an. Natürlich suchten wir auch das imposante Rathaus auf. Nach unserer kleinen Rundtour durch die niedersächsische Landeshauptstadt ließen wir uns vom Fahrradcomputer dann wieder zurück nach Celle führen.
Die Daten der Radtour: 79 Kilometer, 3:34 Stunden, 190 Höhenmeter
Am nächsten Tag wollten wir nach Minden weiterfahren – jedoch nicht, ohne vorher auch Celle gesehen zu haben. Vom Stellplatz aus war der Weg zum Celler Schloss nicht weit. Von dort aus folgte wir einem durch viele Gassen führenden Weg, der uns an nahezu allen Sehenswürdigkeiten vorbeiführte. Überall fanden wir wunderhübsche, alte Fachwerkhäuser vor. In vielen befinden sich kleine Läden, deren Schaufensterauslagen absolut sehenswert waren. Wir waren uns einig: Das war von allen kleinen Städten, die wir bisher besuchten, die mit Abstand schönste.
Nach unserem Stadtrundgang machten wir unser WoMo startklar und steuerten Minden an. Ziel war „Kanzler’s Weide“ auf der sich auch der dortige Stellplatz befindet. Da auch dieser Tag noch zu jung zum Faulenzen war, machten wir uns auf dem Weg zum Wasserstraßenkreuz Weser/Mittellandkanal. Dabei handelt es sich um eine der wenigen Kreuzungen zwischen einem natürlichen Gewässer und einem von Menschenhand angelegten Wasserweg. Zum Überbrücken des Höhenunterschiedes von 13,20 Metern sind mehrere Schleusen angelegt. Sehenswert ist die 1914 fertggestellte Schachtschleuse. SMittels der Schleusen können Wasserfahrzeuge zwischen Fluss und Kanal wechseln.
Anschließend gingen wir bei sich allmählich verabschiedender Sonne und sommerlichen Temperaturen noch in die Innenstadt. Auch hier gibt es wieder ein paar sehenswerte Flecken mit alten Fachwerkhäusern. Dem Vergleich mit Celle hielt Minden allerdings bei Weitem nicht Stand.
Am nächsten Morgen ging die Reise weiter in den Teutoburger Wald bzw. das Eggegebirge. Dort standen die Externsteine und das Herrmannsdenkmal auf unserer To-do-Liste.
Zunächst steuerten wir die Externsteine an. Diese aus Sandstein bestehenden Falsen ragen markant hervor. Die Besteigung kostet zwar vier Euro Eintritt, das Geld ist aber gut angelegt. Bis zu 47,7 Meter hoch ragen sie hervor.
Von den Felsen aus wanderten wir noch zu der dreieinhalb Kilometer entfernten Ruine Falkenburg. Dabei handelt es sich um die Ruine einer vor ca. 800 Jahren erbauten Burg, die vor ca. 500 Jahren nach einem Brand nicht wieder aufgebaut wurde. Übrig geblieben sind im Wesentlichen noch die Grundmauern und die Reste eines Turms. Dennoch handelt es sich um eine sehenswerte Anlage, von der aus man in der Ferne auch das Herrmannsdenkmal erspähen konnte.
Nach der Rückkehr zum Wohnmobil fuhren wir weiter zum Hermannsdenkmal. Dieses liegt auf einem Höhenzug oberhalb Detmolds.
Das Hermannsdenkmal ist eine Statue im südlichen Teutoburger Wald. Es wurde zwischen 1838 und 1875 erbaut und am 16. August 1875 eingeweiht.
Es erinnert an den Cheruskerfürsten Arminius und die Schlacht im Teutoburger Wald, in der germanische Stämme unter der Führung des Arminius den römischen Legionen eine entscheidende Niederlage beibrachten.
Mit einer Figurhöhe von 26,57 Metern und einer Gesamthöhe von 53,46 Metern ist es die höchste Statue Deutschlands. Von 1875 bis zur Erbauung der Freiheitsstatue war sie die höchste Statue der westlichen Welt.
Unsere Reise war jedoch noch nicht zuende. Von Ostwestfalen aus machten wir uns auf den Weg nach Hamm/Westfalen. Dort stand ein Verwandtenbesuch auf dem Programm. Allerdings wollten wir die Gelegenheit und das schöne Wetter zu nutzen, um eine Radtour von Hamm aus nach Soest zu machen. Im vergangenen Jahr war diese bereits geplante Tour dem wechselhaften Wetter zum Opfer gefallen.
Die Fahrt nach Soest durch die sanft hügelige Landschaft war entspannt. Die weit sichtbaren Türme der St. Petri-Kirche und des St. Patrokli-Doms zeigten uns den Weg in die Soester Innenstadt.
Dort wollten wir uns die Innenstadt mit ihren Fachwerkhäusern anschauen. Allerdings war das nur eingeschränkt möglic, da im gesamten Innenstadtbereich die Fahrgeschäfte und Buden der Allerheiligenkirmes aufgebaut wurden.
So machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Hamm. Wir wählten aber für die Rückfahrt nicht den direkten Weg über Welver sondern fuhren über Lippborg und Uentrop. Ab Uentrop konnten wir den Radweg entlang des Datteln-Hamm-Kanals nutzen. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden reiner Fahrzeit erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Radtour in Hamm.
Die Daten der Radtour: 55,5 Kilometer, 2:36 Stunden, 184 Höhenmeter
Nach unserem Zwischenstopp in Hamm zeicnete sich das Ende unserer diesjährigen Herbstreise ab. Wir planten, am Montag wieder die Fahrt in die Heimat anzutreten. So blieb uns noch der Sonntag, um ihn mit etwas Besonderem anzureichern.
Da Hamm das östliche "Einfalltor" des Ruhrgebietes ist, überlegten wir, uns des Themas Bergbau anzunehmen. Die Internetrecherche ergab, dass in Dortmund die Kokerei Hansa besichtigt werden kann. Wir beschlossen, uns auf den Weg dorthin zu machen.
Bilang hatten wir uns wenig Gedanken darüber gemacht, was eine Kokerei überhaupt macht. Aber, es gibt ja Wikipedia. Dort heißt es:
In einer Kokerei werden aus Kohle mittels eines trockenen Destillationsverfahrens Koks und Rohgas erzeugt. Es werden die flüchtigen Bestandteile in der Kohle durch das Erhitzen auf eine Temperatur von 900 °C und 1400 °C pyrolysiert, freigesetzt und abgesaugt. Seit etwa 70 Jahren hat sich die Regenerativfeuerung, bei der die freigesetzten Bestandteile zur Befeuerung der Koksöfen benutzt werden, durchgesetzt. Auf dem fertigen Koks entsteht dabei eine Ascheschicht. Durch das Entgasen der Kohle bildet sich ein poriger Koks, der fast ausschließlich Kohlenstoff enthält. Das Rohgas wird durch fraktionierte Kondensation in die Kohlenwertstoffe Teer, Schwefelsäure, Ammoniak, Naphthalin, Benzol und Kokereigas zerlegt, die in chemischen Werken weiter aufbereitet werden. In Deutschland sind derzeit (2017) noch fünf Kokereien in Betrieb.
Koks wird im Hochofen zur Erzeugung von Roheisen (Stahlgewinnung) benötigt. Das ist der heutige Hauptverwendungszweck. Der Schwefelanteil ist durch Vergasung erheblich reduziert, bei der Verbrennung des Kokses wird daher weniger Schwefel freigesetzt. Schwefel ist in der Anwendung im Hochofen unerwünscht, da er die Qualität der Eisenschmelze erheblich vermindert. Die mineralischen Aschebestandteile des Kokses bleiben gegenüber der Rohkohle unverändert.
Zu guter Letzt entschieden wir, noch nach Gelsenkirchen zu fahren, um der Zeche Consol einen Besuch abzustatten. Leider war die Ausstellung im südlichen Maschinengebäude geschlossen. Geöffnet war aber eine Ausstellung im nördlichen Maschinenhaus. Dort werden von einem Künstler gesammelte Maschinenteile, Werkzeuge und vieles mehr gezeigt.
Von Gelsenkirchen aus steuerten wir dann zum Abschluss unserer Reise noch einen Wohnmobilstellplatz in Velbert an. Wir verbrachten dort die letzte Nacht unseres Urlaubs. Am Montag, nach dem Frühstück, ging es dann dann wieder heimwärts. So endete ein wunderschöner Urlaub in der Mitte Deutschlands.